Ein Projektmanager steht vor der Entscheidung, ein neues Projektteammitglied einzustellen. Während des Eignungsgesprächs beeindruckt ihn ein Kandidat mit seinen emotionalen Ausdrücken, seiner Begeisterung und seinem Charisma. Obwohl der Projektmanager keine konkreten Beweise für die fachlichen Fähigkeiten des Kandidaten hat, trifft er die Entscheidung, ihn aufgrund der emotionalen Reaktionen in das Projekt aufzunehmen.
Emotionalen Beweisführung
Die emotionale Beweisführung bezieht sich auf die Tendenz von Menschen, emotionale Ausdrücke, Stimmungen oder Reaktionen als Hauptgrundlage für ihre Entscheidungen zu verwenden, anstatt auf objektive oder sachliche Beweise oder Informationen zurückzugreifen. Es handelt sich um eine kognitive Verzerrung, bei der emotionale Faktoren eine übermäßige Bedeutung bei der Bewertung von Situationen oder bei der Entscheidungsfindung erhalten.
Beispiele aus dem Projektmanagement
- Teamauswahl: Bei der Auswahl von Teammitgliedern neigt ein Projektmanager dazu, Kandidaten zu bevorzugen, die während des Vorstellungsgesprächs emotionale Resonanz auslösen, wie zum Beispiel Begeisterung, Selbstvertrauen oder Charisma. Dabei können die objektiven Kriterien wie fachliche Qualifikationen oder Erfahrung vernachlässigt werden, was zu einer unzureichenden Zusammensetzung des Teams führen kann.
- Stakeholder-Management: Ein Projektmanager richtet seine Kommunikationsstrategie stark auf die emotionale Resonanz der Stakeholder aus. Er betont positive Stimmungen und versucht, Konflikte oder kritische Informationen zu vermeiden, um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Dadurch kann die sachliche Informationsübermittlung beeinträchtigt werden und wichtige Probleme oder Risiken bleiben möglicherweise unberücksichtigt.
Einfluss der emotionalen Beweisführung auf die Entscheidungsfindung
Die emotionale Beweisführung beeinflusst die Entscheidungsfindung, indem sie dazu führt, dass emotionale Ausdrücke oder Reaktionen eine übermäßige Bedeutung erhalten und objektive Beweise oder Informationen vernachlässigt werden. Dies kann zu Entscheidungen führen, die auf emotionalen Impulsen basieren, anstatt auf einer sorgfältigen Analyse oder Bewertung von Fakten. Um den Einfluss der emotionalen Beweisführung zu reduzieren, ist es wichtig, emotionale Reaktionen bewusst zu erkennen und sie in einen größeren Kontext objektiver Informationen und Beweise zu stellen. Es ist ratsam, Entscheidungen auf der Grundlage einer ausgewogenen Betrachtung von emotionalen und sachlichen Faktoren zu treffen, um fundierte und rationale Entscheidungen zu gewährleisten, die nicht von der emotionalen Beweisführung beeinflusst sind.
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