Das Planning Poker bringt für das Projekt und für die Entwicklung des Teams Vorteile mit sich. Zum einen wird die Tatsache genutzt, dass Menschen gut mit Relationen bzw. relativen Schätzungen umgehen können und somit die Schätzgenauigkeit erhöht wird und zum anderen können die Teamentwicklungsphasen nach Tuckman[1] vorgezogen und Teamarbeit und das Verhalten von Einzelpersonen trainiert, beobachtet und entwickelt werden.
Grundlage des Planning Pokers
Das Planning Poker ist eine Schätzmethode, die im agilen Umfeld sehr oft eingesetzt wird. Die Grundlage dieser Schätzmethode beruht auf der Tatsache, dass Menschen besser mit Relationen als mit absoluten Werten oder Zahlen umgehen können.
Des Öfteren erlebt man bei den Schätzklausuren, dass ein Experte nicht wirklich den Aufwand beispielsweise zwischen elf oder zwölf Tage begründet abschätzen kann, aber er kann abschätzen, ob eine Anforderung größer oder kleiner ist, als eine bereits umgesetzte Anforderung. Ebenfalls kann man beobachten, dass kleine Aufwände unter 3 Tage genauer geschätzt werden, als Aufwände größer 3 Tage.
Aus diesen Erkenntnissen werden im Planning Poker auch gerne vorgegebene Aufwandszahlen (Fibonacci-Folge) in Form von Spielkarten verwendet, die zum einen die kleinen Aufwände, die man sehr gut abschätzen kann, berücksichtigen und zum anderen Aufwände größer 3 Tage immer mehr in Richtung Schätz-Relationen verschiebt, da die Abstände der Zahlen immer größer wird und das Schätzverhalten der Experten in eine Relation übergeht (z.B. größer 13 aber kleiner 20). Das Planning Poker unterstützt also diese Art von Schätzungen, indem der Fokus mehr auf Relationen gesetzt wird und diese Relationen von Iteration zu Iteration verbessert werden[2].
Ablauf des Planning Pokers
Jeder Teilnehmer im Planning Poker erhält 13 Karten, die in der Schätzklausur eingesetzt werden. Die Zahlen auf den Karten entsprechen der Fibonacci-Folge und enthalten die Werte:
0, ½ , 1, 2, 3, 5, 8, 13, 20, 40, 100, ? und Pause oder eine Kaffeetasse
Die ersten beiden Werte, ausgenommen das ½ sind die Zahlen 0 und 1, jede weitere Nummer ergibt sich aus der Summe der beiden vorigen. Das Planning Poker durchläuft immer denselben Prozess und ist ebenfalls als Timebox ausgelegt (Ausnahme siehe »Einführung des Planning Pokers«).
Im Folgenden werden die Schritte des Planning Pokers beschreiben[3].
- Ist die Anforderung oder die Story Card aus dem Product Backlog identifiziert, wird diese, von einem Teilnehmer (in Scrum ist das meist der Product Owner) der Schätzklausur kurz vorgestellt.
- Die anderen Teilnehmer können zu der Anforderung oder der Story Card Fragen stellen. Offene Fragen werden notiert und geklärt. Sind zu viele Fragen offen, wird die Story Card oder die Anforderung zurückgestellt.
- Sind alle Fragen geklärt bzw. beantwortet sucht sich jeder Teilnehmer der Schätzklausur aus seinen 13 Karten den passenden Wert heraus, von den er glaubt, dass dieser für die Anforderung der richtige ist und legt die Karte verdeckt vor sich hin. Wichtig ist hierbei, dass jeder seine eigene Schätzung macht und nicht von anderen Schätzungen oder von dominanten Experten (siehe »Einstellung«) beeinflusst wird.
- Haben alle Teilnehmer der Schätzklausur ihre Karten verdeckt auf den Tisch gelegt, werden diese nun gleichzeitig aufgedeckt. Jetzt muss man für seine Schätzung eintreten und diese erklären.
- Derjenige Teilnehmer, der die Karte mit dem höchsten Wert aufgedeckt hat, muss dem Teilnehmer, der die Karte mit dem niedrigsten Wert aufgedeckt hat erklären, warum er diese Aufwände so sieht und umgekehrt. Bei dieser Erklärung bzw. Diskussion halten sich alle anderen Teilnehmer zurück.
Ist die Diskussion beendet und die wichtigsten Argumente kommuniziert wird die Schätzklausur wieder von Punkt 3. wiederholt. Dieser Prozess wird solange durchgeführt, bis in etwa ein erreicht worden ist.
[1] Gellert, Manfred, Nowak, Claus: Ein Praxisbuch für die Arbeit in und mit Teams, 4. Auflage; Verlag Christa Limmer, Meezen; 2010;S.214ff.
[2] Massacci, Fabio, Redwine, Samuel, Zazonne, Nicola: Engineering Secure Software and Systems; 1. Auflage; Springer Verlag; Berlin Heidelberg; 2009; S.125ff
[3] Elssamadisy, Amr: Agile Adoption Patterns, A Roadmap to Organizational Success, 1. Auflage; Addison-Wesley Longman, Amsterdam; 2008; S.87ff.
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