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Lean und Kanban in der IT

Das Kanban-System wurde von Taiichi Ohno[1] 1947 entwickelt und in der Toyota Motor Company auch praktisch umgesetzt. Primär ist Kanban eine Methode der Produktionssteuerung nach dem Pull-Prinzip um Lagerbestände zu reduzieren und Durchlaufzeiten zu erhöhen[2].

Kanban in der IT

In der IT und der Softwareentwicklung wird der Begriff »Kanban« (dt.: Signalkarte) als agile Methode (siehe auch »Task- und Kanbanboard«) eingesetzt, welche die Prinzipen von Kanban weitestgehend übernimmt, sich aber in vielen Punkten der Umsetzung unterscheidet. Primär wird Kanban in der IT eingesetzt, um die Anzahl der parallelen Arbeiten, den sog. WiP’s (Work in Process) und die Engpässe[3] schnell sichtbar zu machen, um diese dann durch eine kontinuierliche Verbesserung (jap. Kaizen[4]; siehe auch »Retrospektive«) sukzessive zu reduzieren und einen gleichmäßigen Fluss (Velocity; siehe »Timeboxing und Iteration«) in der Softwareproduktion zu erzeugen. David Anderson fokussiert hier fünf Eigenschaften von Kanban in der IT[5]:

  • Visualisiere den Fluss der Arbeit (siehe »Task- und Kanbanboard«)
  • Begrenze die Menge der angefangenen Arbeit
  • Miss und steuere den Fluss
  • Mache die Regeln für den Prozess explizit
  • Verwende Modelle, um Chancen für kollaborative Verbesserungen zu erkennen

Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Kanban und Scrum

Da Kanban in der IT als agile Methode bzw. Werkzeug verstanden wird, kann es sehr gut mit anderen agilen Vorgehensmodellen wie beispielsweise Scrum kombiniert werden. Scrum implementiert in gewisser Weise die Prinzipien von Kanban. Neben den Gemeinsamkeiten zwischen Kanban und Scrum wie,

  • Lean (schlank), agil und transparent (Kaizen)
  • Pull-System
  • Begrenzte WiP’s
  • Häufige releasefähige Inkremente
  • Basieren auf selbstorganisierte Teams
  • Anforderungen in kleine und verständliche Einheiten heruntergebrochen
  • Releaseplan wieder iterativ immer wieder optimiert, indem empirische Daten ausgewertet werden (Teamgeschwindigkeit und Durchlaufzeiten)

gibt es auch Unterschiede, die in der Tabelle unten »Unterschied zwischen Kanban und Scrum« dargestellt sind.

KanbanScrum
Iterationen sind optional. Es kann unterschiedliche Takte für Planung, Releases und Prozessverbesserung geben.Iterationen mit gleichen Längen sind vorgeschrieben.
Commitments sind optional.    Das Team vereinbart, eine bestimmte Menge an Arbeit während der nächsten Iteration zu erledigen.
Die Durchlaufzeit (Cycle Time) wird als Basis-Metrik für Planung und Prozessverbesserung verwendet.  Die Team-Geschwindigkeit (Velocity) ist die Basis-Metrik für Planung und Prozessverbesserung.  
Cross-funktionale Teams sind optional. Experten-Teams sind erlaubt.Cross-funktionale Teams sind vorgeschrieben.  
Keine Vorschrift bezüglich der Größe von Anforderungen.  Anforderungen müssen so aufgeteilt werden, dass sie sich innerhalb einer Iteration erledigen lassen.
Es ist kein bestimmter Diagrammtyp vorgeschrieben.Burndown-Charts werden verwendet.  
WiP wird direkt limitiert.    WiP wird indirekt limitiert (durch die Menge an Anforderungen, die in einen Sprint „passt“).
Schätzungen sind optional.Schätzungen sind vorgeschrieben.
Neue Anforderungen können zu jedem Zeitpunkt an das Team gegeben werden, falls Kapazitäten frei sind.  Während eines laufenden Sprints können keine neuen Anforderungen an das Team gegeben werden.    
Gibt keine Rollen vor.  Schreibt drei Rollen vor (Product Owner, Scrum Master, Team).
Ein Kanban-Board kann von mehreren Teams und/oder Einzelpersonen geteilt werden.Ein Scrum-Board gehört einem einzelnen Team.  
Ein Kanban-Board wird kontinuierlich weitergepflegt.  Das Scrum-Board wird nach jedem Sprint gelöscht und neu aufgesetzt.  
Priorisierung ist optional.  Schreibt vor, dass alle Einträge im Backlog priorisiert sein müssen.
Unterschied zwischen Kanban und Scrum[6]

Kanban beinhaltet als festen aber nicht detailliert beschriebenen Bestandteil einen Prozess der kontinuierlichen Verbesserung – Kaizen[7]. Im Laufe der Zeit haben sich bei den Kanban-Teams drei Praktiken etabliert[8]:

  • Tägliche Statusmeetings: Meist am Morgen vor dem Kanban-Board (siehe »Daily Meeting«).
  • Operations Review: Ähnlich wie im agilen Projektmanagement die Retrospektiven.
  • Root Cause Analysis: Die Fehlerursachen werden sofort identifiziert und behoben, um die Durchlaufzeiten oder WiP’s zu reduzieren.

Agile Vorgehen, wie zum Beispiel Scurm und agile Methoden, wie beispielsweise Kanban, lassen sich auch sehr gut mit dem Managementkonzept »Lean« bzw. in der IT und Softwareentwicklung »Lean Development« verknüpfen, indem man in den Retrospektiven Strukturen, Prozesse und Tools ständig optimiert, um die Verschwendung (jap.: MUDA) zu reduzieren[9] und den Mensch als wichtigsten Produktionsfaktor in den Vordergrund stellt[10]. Die fünf Leitprinzipien finden sich auch in den agilen Methoden wieder[11]:

  • Wert: Spezifiziere präzise den Wert deines Ergebnisses (Leistung, Produkt, Zufriedenheit, etc.)[12]
  • Wertstrom: Erkenne den Wertstrom (wird u.a. auch im Vorgehen SAFe eingesetzt)
  • Fluss: Erzeuge einen Wertstromfluss ohne Unterbrechung
  • Hol-Prinzip: Lasse den Kunden den Takt der Bearbeitung bestimmen
  • Perfektion: Verbessere die Dinge kontinuierlich

[1] Wikipedia: Taiichi Ōno; http://de.wikipedia.org/wiki/Taiichi_Ohno; 22.05.2012

[2] Wöhe, Günter; Döring, Ulrich: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre; 24. Auflage; Verlag Franz Vahlen GmbH; München; 2010; S. 368f.

[3] Anderson, David: Agile Management for Software Engineering, Appling the Theory of Constraints for Business Results; 1. Auflage; Pearson Education Inc.; New Jersey; 2004; S.3ff.

[4] Meister, Ulla, Meister, Holger: Prozesse kundenorientiert gestalten, Der Weg zur Customer-Driven Company; 1. Auflage; Carl Hanser Verlag; München; 2010; S.85ff.

[5] Wikipedia: Kanban in der IT; http://de.wikipedia.org/wiki/Kanban_in_der_IT; Abfrage: 22.05.2012

[6] Wikipedia: Kanban in der IT; http://de.wikipedia.org/wiki/Kanban_in_der_IT; Abfrage: 22.05.2012

[7] Meister, Ulla, Meister, Holger: Prozesse kundenorientiert gestalten, Der Weg zur Customer-Driven Company; 1. Auflage; Carl Hanser Verlag; München; 2010; S.85ff.

[8] Wikipedia: Kanban in der IT; http://de.wikipedia.org/wiki/Kanban_in_der_IT; Abfrage: 22.05.2012

[9] George, Mike, Rowlands, Dave, Kastle, Bill: Was ist Lean Six Sigma; 1. Auflage; Springer-Verlag; Berlin Heidelberg; 2007; S.79ff.

[10] Meister, Ulla, Meister, Holger: Prozesse kundenorientiert gestalten, Der Weg zur Customer-Driven Company; 1. Auflage; Carl Hanser Verlag; München; 2010; S.174ff.

[11] Wikipedia: Lean Development; http://de.wikipedia.org/wiki/Lean_Development; 25.11.2011; Abfrage: 22.05.2012

[12] Meister, Ulla, Meister, Holger: Prozesse kundenorientiert gestalten, Der Weg zur Customer-Driven Company; 1. Auflage; Carl Hanser Verlag; München; 2010; S.154ff.

 

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